Die Textilindustrie ist immer gerne in den Schlagzeilen. Es hilft den Marken sich bekannt zu machen, und über diese bekannten Markennamen die Preise hoch zu halten. Das bisherige Geschäftsmodell stößt allerdings immer häufiger an seine Grenzen, was zur Folge hat, dass nicht nur angenehme Schlagzeilen veröffentlicht werden. Der Artikel Textilindustrie: Kampf ums letzte Hemd (Handelsblatt vom 21.02.2014) soll das beispielhaft illustrieren. Auf der zweiten Seite ist zu lesen, dass das alte Geschäftsmodell nicht mehr wettbewerbsfähig sei – was mich jetzt nicht wirklich überrascht hat. Zu Denken gibt mir allerdings folgender Satz: “Es klingt absurd, aber mit jenen, die ihre Mode tragen, hatten nur die wenigsten Hersteller wirklich zu tun.” Diese Kundenignoranz (damit meine ich nicht die Händler und Boutiquen) scheint immer mehr das Problem der Branche zu werden. In Abwandlung des Satzes, der eigentlich in den 90er Jahren von Womack/Jones/Roos für die Automobilindustrie geprägt wurde, kann festgehalten werden: Es gibt viel zu viele Massenproduzenten und viel zu wenig Mass Customizer in dieser Branche. In der Automobilindustrie hat sich das in den letzten 20 Jahren verändert. Ich bezweifle allerdings, dass die Textilbranche auch so lange Zeit hat, sich den geänderten Marktbedingungen anzupassen.
Economies of Unscale?
Der alte Break-Even-Gedanke – dass sich ein Produkt oder Dienstleistung nur dann wirtschaftlich auf dem Markt etablieren lässt, wenn eine ausreichende Menge davon abgesetzt wird, um die Kosten zu decken und Gewinne zu erwirtschaften – hat unser Denken über einen langen Zeitraum geprägt. Mit diesen Größenvorteilen geht einher, dass eine Lernkurve einsetzt, die noch dazu führt, dass die Gesamtkostenfunktion mit der Zeit gesenkt werden kann – was den Gewinn noch einmal steigert (Economies of Scale). So weit so gut, oder? Eben nicht, denn diese Überlegungen beziehen sich auf Standardprodukte und -dienstleistungen, die es immer weniger gibt, weil der Kunde/Prosumer immer individuellere Produkte und Dienstleistungen haben möchte. Manche Unternehmen versuchen zunächst mehr Varianten zu produzieren und kommen in eine Komplexitätsfalle. Die hybride Wettbewergsstrategie Mass Customization bietet hier einen ersten Ausweg. Darüber hinaus treiben neue Technologien auch neue Wertschöpfungsketten an, die eine Economy of Unscale ermöglichen, die in dieser Form früher nicht denkbar war. Gerade diese neuen Chancen sind für kleine Unternehmen sehr attraktiv. Siehe dazu auch Technology Unlocks “Economies Of Unscale” For Small Businesses (Techchrunch vom 23.02.2014).
Blended Learning eine disruptive Innovation?
Eine disruptive Innovation verändert die Spielregeln in einem bestimmten Markt: “A disruptive innovation is an innovation that helps create a new market and value network, and eventually disrupts an existing market and value network (over a few years or decades), displacing an earlier technology” (Quelle: Wikipedia). Beispielsweise hat das MP3-Format die komplette Musikbranche verändert. Möglicherweise wird es auch MyTaxi schaffen, die bisher gebräuchliche Taxizentrale zu ersetzen, um neue Wertschöpfungsketten zu generieren. Auch Blended Learning hat das Potential, den Bildungsmarkt stark zu verändern. Der Artikel The Busy Teacher’s Quick Guide To Blended Learning (15.02.2014) enthält eine schöne Infografik mit den verschiedenen Facetten von Blended Learning. Wir haben mit der Entwicklung und Vermarktung der Blended Learning Lehrgänge Projektmanager/in (IHK), Innovationsmanager/in (IHK) und Wissensmanager/in (IHK) schon praktische Erfahrungen bei der Umsetzung machen können (Siehe dazu auch Termine). Es zeigt sich immer mehr, dass es neben den technischen Möglichkeiten auch darauf ankommt, das methodisch-didaktische Konzept für einen bestimmten Inhalt zu entwickeln. Oftmals ist der Markt noch zu stark von Technologie getrieben. Es sind nicht die Technologien die lernen, sondern vorrangig die Menschen. Technologie kann allerdings sehr gut helfen, die verschiedenen Zugänge für Lernen zu schaffen und den Lernprozess zu begleiten/unterstützen.