In dem Artikel ADAC gesteht jahrelange Manipulationen (SZ vom 20.01.2014) geht es vordergründig um “geschönte” Zahlen. Etwas tiefergehend, geht es um den Zusammenhang von Zahlengläubigkeit, Vertrauen und Erfolg in unserem Geschäftsleben. Ich möchte zunächst auf die “Zahlengläubigkeit” eingehen. Zahlen können auch als die Reduzierung der Komplexität auf eine Ziffer verstanden werden. Jeder kann z.B. recherchieren, wieviele Kilomenter die Küstenlänge von Deutschland umfasst. Doch ist diese Ziffer nur eine Näherung, da sich die Küsrenlänge gar nicht exakt bestimmen lässt, weil sich alles in jeder Sekunde ändert. Das Leitbild der Industriegesellschaft (einer in diesem Sinne modernen Gesellschaft) orientiert sich daran, „dass man [vielmehr] alle Dinge – im Prinzip – durch Berechnung beherrschen könne“ (Weber 1919:316) (Siehe diesen Blogbeitrag). Kommt noch Intransparenz dazu, können Menschen sehr leicht durch manipulierte Zahlen gesteuert werden. Das Beispiel ADAC zeigt, wohin das führen kann (Siehe dazu auch Der schwarze Schwan). Der nächste Begriff ist “Vertrauen”. Dazu findet man in dem oben genannten SZ-Artikel folgenden Satz von Herrn Obermair, dem ADAC-Chef: “Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind unser höchstes Gut, umso mehr treffen uns diese ganzen Vorgänge”. Das ist erstaunlich, denn in den Geschäftsberichten der Organisationen und der Unternehmen findet man kaum mal einen Satz dazu. Darin geht es doch immer nur um Zahlen, Zuwachsraten, Renditen, Return on Investment, Shareholder Value usw. In einer eher vernetzten Welt gibt es allerdings neben den bekannten Währungen eine neue – und ich meine hier nicht Bitcoin. Es ist “Vertrauen”, als “neue Währung” der neuen Wirtschaft in vernetzten Systemen. Es geht um Vertrauen nach Außen, aber auch um Vertrauen nach Innen (Siehe dazu Verred). Etwas weniger Zahlengläubigkeit und etwas mehr “Schaffung von Vertrauen” durch das Management von Organisationen führt zum Erfolg. Doch sind die Manager der Industriegesellschaft für solche Aufgaben überhaupt qualifiziert – oder besser kompetent? Geht das Management nicht eher von folgender Prämisse aus: If you cannot measure it, you can not manage it? Der erste Schritt Vertrauen aufzubauen ist, Transparenz zu schaffen. Ich bin sehr gespannt, ob diese über jahrzehnte gewachsene Organisation (ADAC) schnell lernt, oder ob der “gelbe Engel” abstürzt.
MCPC 2014 in Aalborg: Keynotes
Die Weltkonferenz zu Mass Customization, Personalization and Co-Creation MCPC 2014 findet vom 04.-07.02.2014 in Aalborg/Dänemark statt. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Rückblick auf 20 Jahre Mass Customization. Bei dem Zeitfenster geht man von Joe Pine aus, der 1993 das Standardwerk zu Mass Customization veröffentlicht hat und auch einer der Keynotes auf der Konferenz sein wird. Nicht vergessen sollten wir allerdings A. Tofler, der schon in den 70er Jahren auf diese hybriden Möglichkeiten hingewiesen hat und Stan Davis, der 1987 den Begriff Mass Customization kreiert hat. In Deutschland ist Frank Piller derjenige, der Mass Customization dann 1998 mit seiner Veröffentlichung Kundenindividuelle Massenproduktion und seinen vielfältigen Aktivitäten einer breiteren Massen bekannt gemacht hat. Frank wird auch darüber sprechen, was wohl in Zukunft von Mass Customization zu erwarten ist. Nicht zuletzt möchte ich auch auf die beiden Keynotes aus Unternehmen hinweisen: Ronan Hadar, LEGO, Denmark – “Mass Customization Technology Enabling Concepts”, Richard P. Hughes, Opel, Germany – “Opel ADAM. One car, a million possibilities”. Siehe dazu auch MCP-CE 2014, die im September stattfinden wird.