“Wissen teilen” ist eine Kernaktivität u.a. im Genfer Modell zu Wissensmanagement. Doch warum klappt das mit dem “Wissen teilen” einfach nicht? Immerhin haben doch viele Unternehmen Software (Open Source oder lizenzpflichtig) eingeführt… Dass das der falsche Ansatz ist, haben jetzt wieder einmal Studien belegt. Connelly, C. E., Zweig, D., Webster, J. and Trougakos, J. P. (2011), Knowledge hiding in organizations. Journal of Organizational Behavior, 32: n/a. doi: 10.1002/job.737 haben nachweisen können, dass es eben nicht die Software (Technologie), sondern der Mensch mit seinem Verhalten ist, der das Teilen von Wissen blockiert oder fördert. Der Artikel Warum der Austausch von Wissen in Firme scheitert (Die Welt vom 16.05.2011) geht auf die Forschungsergebnisse ein und stellt die wichtigsten Erkenntnisse dar. Mitarbeiter verstecken ihr Wissen, indem sie “ausweichend antworten, rationalisiertes Verstecken betreiben oder sich einfach dumm stellen”. Diese Hürden können mit einer entsprechenden Vertrauenskultur durchaus überwunden werden, doch ist es für Manager in den Unternehmen oft einfacher, in Software und Hardware zu investieren, als in den Aufbau einer Vertrauenskultur. Ein teurer Spaß. Es geht auch anders: Martin, J. (2006): Multiple Intelligence theory, knowledge creation and trust. Die Autorin zeigt hier auf, wie mit Hilfe der Multiple Intelligenzen Theorie Vertrauen aufgebaut werden kann, auf der dann wiederum das Teilen von Wissen beruht. Das ist doch durchaus eine Überlegung wert, oder?
Kongress “Standortvorteil Wissen”: Mein Vortrag am 20.05.2011
Am Freitag habe ich im Rahmen des Kongresses “Standortvorteil Wissen” in der Themensession „Austausch zwischen Netzwerken und Multiplikatoren” einen Vortrag zum Thema “Wissensbilanzen erfolgreich vermarkten” gehalten (Agenda). Zielgruppen dieser Session waren Moderatoren und Multiplikatoren verschiedener Branchen, Cluster und Netzwerke. Kern meiner Ausführungen war, deutlich zu machen, dass die stimmige Innovationskommunikation (Siehe Zerfaß/Ernst 2008) ein wesentliches Erfolgskriterium für eine erfolgreiche Vermarktung der Wissensbilanz – Made in Germany ist. Auch eine mögliche Öffnung des bisher eher geschlossenen Innovationsprozesse habe ich angeregt. Die Session war sehr gut besucht und die anschließenden Fragen haben gezeigt, dass die von mir angesprochenen Punkte auf Interesse gestoßen sind. Siehe dazu auchzu Wissensbilanz – Made in Germany, InCaS oder was auch immer. Ist doch egal, oder?
Die Öffnung des Innovationsprozesses ist keine Einbahnstraße
Soziale Netzwerke sind beliebt und Unternehmen sehen die Möglichkeiten, Ideen für Innovationen zu erhalten – oft kostenlos. Doch dieser Weg ist keine Einbahnstraße, wie es der Konzern Henkel bei seiner Marke “Pril” nun leidvoll erfahren musste. In dem Artikel Pril-Wettbewerb endet im Debakel (Spiegel Online, 20.05.2011) liest sich das so: “Der Wettbewerb ist zu Ende, die Teilnehmer sind wütend: Das Unternehmen Henkel hat mit der Spülmittel-Aktion viele Internetnutzer vergrätzt. Das Unternehmen legte die Spielregeln verschärft aus, während der Wettbewerb lief – und vernachlässigte den Dialog mit den Mitgliedern.” Die Öffnung des Innovationsprozesses bedarf einer geänderten Innovationskommunikation (Siehe dazu Zerfaß/Ernst 2008), die auch die Strukturen des Unternehmens beeinflusst. Dieser Zusammenhang ist wichtig, allerdings wohl noch nicht überall bekannt. Gerne können Sie mit mir unverbindlich über die neuen Chancen sprechen. Zu diesen Themen habe ich gerade in den letzten Jahren verschiedene Konferenzpaper geschrieben (Veröffentlichungen) und hervorgehoben, auf was Organisationen bei der Öffnung des Innovationsprozesses (Open Innovation) achten sollten.
Teilnahme an der International Conference for Entrepreneurship, Innovation and Regional Development (ICEIRD 2011)
Vom 05.-07.05.2011 habe ich an der International Conference for Entrepreneurship, Innovation and Regional Development (ICEIRD 2011) on Ohrid, Mazedonien teilgenommen. Wie Sie der Agenda (10.12.2013 Link nicht mehr aktiv) entnehmen können, wurde die Konferenz von Herrn Gjorgji Ivanov, President of the Republic of Macedonia, eröffnet. Herr Ivanov verlieh dabei auch Preise für die innovativsten Businsspläne des Landes. Da wir direkt vor dem Podium saßen, konnten wir die leuchtenden Augen der jungen Preisgewinner sehen – toll. John Claxton (DG Research and Innovation, European Commission) machte deutlich, wie wichtig eine “Innovation Union” für die Zukunft ist und hob hervor, dass Open Innovation bestimmt an Bedeutung gewinnen wird. Das hat mich besonders gefreut. Bitte schauen Sie sich die verschiedenen Fotos (10.12.2013 Link nicht mehr aktiv) an, sie geben Ihnen einen guten Eindruck von der Konferenz und dem Networking. Am Freitag hatte ich mich auf die Präsentation meines Papers “Reflexive Open Innovation in Central Europe” vorbereitet, doch es kam anders, als ich es dachte. Der Session Chair Professor Clyde Mustgrave verwandelte kurzerhand die Session in eine Podiumsdiskussion (Siehe Bild). Jeder Referent musste sein Thema sehr kurz und auf den Punkt gebracht darstellen. Anschließend stellte Prof. Musgrave noch 1-2 Detailfragen bei denen man merkte, dass er sich mit den Paper im Vorfeld auseinandergesetzt hatte. Abschließend beantworteten wir noch die Fragen aus dem Plenum. Beim Conference-Dinner haben wir noch viele interessante Personen kennen gelernt, mit denen ich auch nach der Konferenz weiter in Verbindung bleiben werde. Insgesamt war die Konferenz eine tolle Erfahrung, nicht nur wegen der Inhalte und der Personen, sondern auch wegen der wunderschönen Landschaft rund um den Ohrid-See. Nach der Konferenz sind wir über Elbasan nach Tirana gefahren, wo wir uns vor unserem Abflug nach Deutschland noch die Innenstadt um den Skanderbeg-Platz ansehen konnten. Auch Tirana hat uns positiv überrascht, denn die Stadt zeigte sich trotz der enormen Schwierigkeiten in Albanien (zu der Zeit fanden gerade auch Kommunalwahlen statt) liebenswert, dynamisch und modern.
Schnellste Unternehmens-Wissensbilanz Deutschlands? Was soll das?
Erst wollte ich die Pressemitteilung “INuP leistet schnellste Unternehmens-Wissensbilanz Deutschlands” ignorieren, doch habe ich es mir anders überlegt. Ich habe mir zunächst die Frage gestellt: Woher weiß das Unternehmen, dass es die “schnellste Unternehmens-Wissensbilanz Deutschlands” erstellt hat? Gab es einen Wettbewerb mit Stoppuhr? Möglicherweise gibt es ja ein Unternehmen in Deutschland, das eine Millisekunde schneller war – und dann? Darüber hinaus wird in dem Artikel immer von “Wissensbilanz” gesprochen. Welche ist gemeint? Es gibt dutzende Möglichkeiten, das Intellektuelle Kapital darzustellen. Wenn Sie sich die Mühe machen und im Internet z.B. unter “Intellectual Capital” recherchieren werden Sie schnell merken, was ich meine. In der Zwischenzeit weiß ich, dass wohl die Wissensbilanz – Made in Germany (oder INCaS?) gemeint ist. Ich mache dem Unternehmen keinen Vorwurf, dass es versucht mit einer solchen Überschrift Aufmerksamkeit zu bekommen, doch leisten solche Beiträge leider keinen Beitrag für ein besseres Verständnis der Wissensbilanz – Made in Germany.
Gelassene Reaktion während des Kongresses in Berlin zum FAZ-Artikel, der kurz vorher erschien
Kurz vor dem Kongress “Standortvorteil Wissen” (19.-20.05.2011) erschien in der FAZ vom 12.05.2011 (Online am 14.05.) ein brisanter Artikel mit dem Titel “Wer hat die Wissensbilanz erfunden?“. Der Autor Volker Riehle lehrt Arbeitsrecht und Bürgerliches Recht an der LMU in München und erhebt deutliche Plagiatsvorwürfe gegen das Fraunhofer IPK und das zuständige Ministerium. Dabei ist die Wortwahl an manchen Stellen etwas reißerisch und man merkt deutlich, welche Zielrichtung der Artikels hat: Das Thema sollte in den Mittelpunkt des Kongresses gerückt werden. Das ist allerdings aus meiner Sicht misslungen, denn die entsprechenden Stellen sind mit den Vorwürfen durchaus gelassen umgegangen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn das Thema grassiert schon seit einige Jahren. Möglicherweise haben es das Fraunhofer IPK und das Ministerium in den letzten Jahren versäumt, intensiver darauf zu reagieren. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung und die Wortwahl ist aus meiner Sicht deutlich stimmungsmachend und wird nicht zur De-Eskalation in der Debatte beitragen. Ich bin gespannt auf die Reaktionen, die bestimmt in den nächsten Wochen folgen werden.
Howard Gardner erhält den Prinz-von-Asturien-Preis
Howard Gardner erhält im Herbst den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis, der mit 50.000 EUR dotiert ist. Die Jury begründet die Auszeichnug damit, dass sich Howard Gardner mit der Theorie der Multiplen Intelligenzen vorbildlich für die Verbesserung des Erziehungssystems eingesetzt hat (Quelle: Der Standard). Es freut mich sehr, dass Howard Gardner und die Multiple Intelligenzen Theorie in einem europäischen Land herausgestellt wird. Im “Kontinent des Intelligenz-Quotienten ist es immer noch schwer, auf die Multiple Intelligenzen Theorie aufmerksam zu machen. Der Preis wird allen Auftrieb geben, die sich mit den Gedanken Howard Gardners befassen. Interessant ist, dass Howard Gardner den Preis in der Kategorie Sozialwissenschaften erhält… In meiner Dissertation Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebene Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk (Erscheinungstermin: Sommer 2011) beziehe ich mich auf Gardner und die Theorie der Multiplen Intelligenzen.
Warum erstellt die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege eine Wissensbilanz – Made in Germany?
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege hat eine Wissensbilanz – Made in Germany erstellt (innovative Verwaltung 3/2011, S. 23-24 – Danke an den Kollegen, der mich darauf aufmerksam gemacht hat). Begründet wird das durch die veränderten Rahmenbedingungen wie eine Erweiterung der Präventionsaufgaben und die zukünftig verstärke Zusammenarbeit mit anderen Behörden. Damit diese neuen Aufgaben bewältigt werden können, sind Kundenbeziehungen und die Kompetenzen der Mitarbeiter zentrale Größen in der Organisation. Mit den Ergebnissen aus der Wissensbilanz – Made in Germany können die verschiedenen Einflußfaktoren nun gezielt gefördert werden. Das Beispiel zeigt deutlich auf, dass die Wissensbilanz – Made in Germany auch in Verwaltungen, sozialen Instutionen usw. sinnvoll eingesetzt werden kann. Ich hoffe, das Beispiel macht Schule. Komisch ist nur, dass auf der Website der Berufsgenossenschaft nichts zu finden ist, wenn man den Suchbegriff “Wissensbilanz – Made in Germany” eingibt…
3sat berichtete ausführlich über Crowdsourcing und Crowdfunding
In einer Sendung vom 10.04.2011 (27 Min.) berichtete 3sat sehr ausführlich über Mobiles Crowdsourcing, Crowdfunding und Citizenscience (10.12.2013 alle drei Links sind nicht mehr aktiv) .Damit nimmt der Sender einen Trend auf, der in vielen Bereichen erkennbar ist: Die Öffnung des Innovationsprozesses – Open Innovation. Von Closed Innovation bis Open Innovation gibt es ein Kontinuum mit verschiedenen Zwischenständen (Closed Innovation – Kooperationen bei FuE – Cluster – Crowdsourcing … Open Innovation). Diese Entwicklung wird unterstützt durch neue Technologien, die es ermöglichen, mit wenig Kostenaufwand sehr viele Nutzer für eine Problemlösung zu integrieren. Für Organisationen stellt sich die Frage, wie sie von diesen Entwicklungen profitieren können, denn aufzuhalten sind sie nicht mehr…
Warum kommen “User Innovation” in den offiziellen Statistiken nicht vor?
Innovationen sind wichtig, daher stürzen sich auch alle auf die vielen Statistiken zum Thema (FuE-Investitionen, Patentanmeldungen, Innovationsraten usw.). Doch stimmen diese Statistiken überhaupt? Zweifel sind angebracht, da sich die Statistiken auf Closed Innovation beziehen und Open Innovation kaum berücksichtigen. Diese Erkenntnis ist nun in einem Paper belegt worden. Gault,F. (2011): User innovation and the market . Auf Seite 13 ist folgendes zu lesen:
As an individual is a consumer, but not a producer, the discussion of process innovation is not relevant. The individual consumer can only produce a new or significantly improved product, initially for own use. For this activity to be seen in official statistics, the consumer would have to transfer the knowledge to a firm that produces such products, or start a firm. In either case, the activity of innovation will be found in a business survey, not a social survey. Giving the knowledge to a peer group of individual consumers, or a community of practice, would not be seen in existing social surveys and were it seen, it would not be recognized as innovation.