Normalerweise sind meine Artikelüberschriften nicht so reißerisch, doch diesmal mache ich eine Ausnahme, denn Herr Horx hat in dem Essay “Energie 2030” (Die Welt vom 22.03.2011, S. 2) eine ähnlich martialische Formulierung in Bezug auf den vom Soziologen Beck etablierten Begriff der “Risikogesellschaft” verwendet. Manchmal fällt so etwas auf einen selbst zurück… Herr Horx setzt sich mit dem Thema Risiko in Verbindung mit der aktuellen Energiedebatte auseinander. Der Artikel strotzt nur so von Zukunftsvisionen, die als Fakten scheinbar unumstößlich sind: “Im Jahr 2030 wird der Weltenergiebefarf um 40 Prozent gestiegen sein. (…) Die Kernkraft wird durch Fukushima sicherer werden,(…). So wird das Restrisiko nie ganz verschwinden. Aber es wird immer kleiner”. Mich erinnern solche scheinbar klaren und eindeutigen Statements an Vorhersagen von Konjunkturprognosen, Finanzmarktentwicklungen, Wahlen, Wettervorhersagen usw., die oft daneben liegen – warum nur? Siehe dazu auch The Black Swan und Expect the Unexpected! Der Bezug zu Beck mit seinem Begriff “Risikogesellschaft” ist durchaus berechtigt, allerdings weist die Erläuterung von Herrn Horx darauf hin, dass er die Zusammenhänge wohl etwas eigenwillig und tendenziell interpretiert. Die von ihm angesprochenen Risiken sind im Sinne von Knight (Knight´sche Unsicherheit) quantifizierbar und beeinflussbar. Es geht hier allerdings auch um die dabei ignorierten Nebenfolgen mit ihren oftmals unabsehbaren (reflexiven) Einflüssen (Reflexive Modernisierung). Dieser Umgang mit Uncertainty, im Sinne einer positiven Grundeinstellung zur Bewältigung von Unsicherheit/Unbestimmtheit, kann durch den Menschen und weniger durch Technologie erfolgen. Die technologisch ausgerichtete Argumentation des Autors geht somit am Kern der Debatte vorbei. Man kann nur im Sinne der Artikelüberschrift antworten: So ein Quatsch! Es wundert mich doch ein wenig, dass Die Welt dem Autor fast eine 3/4-Seite zur Verfügung gestellt hat. Wenn ich allerdings an die heute stattfinden Landtagswahlen denke, wundert es mich dann doch nicht mehr: Honni soit qui mal y pense.
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