Am 18.02.2009 habe ich im Auto die sehr interessante Sendung Politikum (WDR 5) im Radio gehört. Es ist zwar schon eine Weile her, dennoch beschäftigt mich diese Sendung heute noch, wenn ich Zeitung lesen. An dem Abend drehte sich die Sendung um die Fragen eines lesenden Arbeiters in Zeiten der Finanzkrise. Der Titel und der gesamte Beitrag ist angelehnt an Bertolt Brechts Fragen eines lesenden Arbeiters, und überträgt diese Fragen auf die aktuelle Finanzmarktkrise (Handelt es sich überhaupt um eine Finanzmarktkrise?). Hier die Fragen eines lesenden Arbeiters – versuchen Sie doch einmal, diese Fragen auf die aktuelle Finanzmarkrise zu übertragen:
Wer baute das siebentorige Theben? In den Büchern stehen die Namen von Königen. Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt? Und das mehrmals zerstörte Babylon, wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute? Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war, die Maurer? Das große Rom ist voll von Triumphbögen. Über wen triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis brüllten doch in der Nacht, wo das Meer es verschlang, die Ersaufenden nach ihren Sklaven. Der junge Alexander eroberte Indien. Er allein? Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich? Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand? Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer siegte außer ihm? Jede Seite ein Sieg. Wer kochte den Siegesschmaus? Alle zehn Jahre ein großer Mann. Wer bezahlte die Spesen?
So viele Berichte,
So viele Fragen.
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