In dem Artikel Buzan, T. (2008): Revolutions of the Mind beschreibt Tony Buzan Anforderungen an Manager im 21. Jahrhundert. Dabei weist er ausdrücklich auf die Bedeutung die Multiple Intelligenzen hin (Seite 3): “The Manager of the Future will therefore need to develop his or her own Multiple Intelligences, and the Multiple Intelligences of all their co-workers.” Die Erweiterung des traditionellen Intelligenzbegriffs ist erforderlich und passt mit den Entwicklungen in der Wissens- und Kompetenzdebatte, sowie mit modernen Entwicklungen bei der Betrachtungen des Intellektuellen Kapitals zusammen. Siehe dazu auch das sehr lesenswerte Paper von Bratianu et al. (2007): Integrators for organizational intellectual capital, IC-Congress 2007, Netherlands.
Multiple Intelligenzen und Teamproduktivität
In meinem Blog habe ich immer wieder darüber geschrieben, dass man die Multiple Intelligenzen Theorie nicht nur im Bildungssektor, sondern auch in Unternehmen nutzen kann. Siehe dazu besipielsweise Multiple Intelligenzen in Unternehmen? Auf organisationaler Ebene haben u. a. Weller (1999) und ganz besonders Martin (2001) beschrieben, wie man die Multiple Intelligenzen Theorie für Lernende Organisationen nutzen kann. Dabei hat Martin (2001) auch Tools entwickelt, mit denen die praktische Umsetztung möglich ist. Nicht zuletzt möchte ich auf Andriessen (2005) verweisen, der vorgeschlagen hat, den Begriff Intellektuelles Kapital im Sinne der Multiplen Intelligenzen Theorie zu erweitern. Was noch fehlt, ist der Zusammenhang zwischen der Multiplen Intelligenzen Theorie und Teamproduktivität. Der Artikel Green, A. L.; Hill, A. Y.; Friday, E.; Friday, S. S.; (2005): The use of multiple intelligences to enhance team productivity. In: Management Decision, Vol. 43, No. 3, pp. 349-359 stellt diesen Zusammenhang nun ausführlich dar und zeigt auf, dass und wie die Multiple Intelligenzen Theorie team productivity fördern/steigern kann. Dabei gehen die Autoren von der Vielfalt der individuellen Potenziale aus (diversity). Diese Vielfalt sollte dann im Sinne der Unternehmensziele genutzt werden. Es ist also möglich, die Multiple Intelligenzen Theorie auf der individuellen Ebene, auf der Gruppenebene (Team) und auf der (gesamt-)organisationalen Ebene zu nutzen.
Stern, E.; Neubauer, A. (2008): Wissen entscheidet über Erfolg
Der Beitrag Stern, E.; Neubauer, A. (2008): Wissen entscheidet über Erfolg ist am 28.05.2008 in der FAZ-Verlagsbeilage auf Seite B3 erschiedenen. Dabei gehen die Autoren zunächst auf das Konstrukt “Intelligenz” ein. Ich möchte zu verschiedene Passagen des Artikels Stellung beziehen, da die hier angemerkten Punkte durchaus auch anders gesehen werden können:
“Begabungsunterschiede lassen sich seit ungefähr 100 Jahren gut mit sogenannten strukturellen Intelligenztests messen. Diese enthalten sprachliche, mathematisch-rechnerische und figural-räumliche Aufgaben und decken damit die drei großen bereiche akademischer Fähigkeiten ab.”
Der hier angesprochene IQ stellt also die akademischen Fähigkeiten in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Was ist mit den anderen Fähigkeiten einer Person? Die von den Autoren angesprochenen Aufgabenbereiche sind in dem Multiple Intelligenzen Theorie von Howard Gardner enthalten, der den Intelligenzbegriff erweitert hat.
“Die Ergebnisse einer Messung der Intelligenzstruktur können etwa helfen bei der Vorhersage, in welchen Bildungsbereichen beziehungsweise Berufen ein Mensch mit großer Wahrscheinlichkeit reüssieren wird.”
Da gibt es allerdings auch andere Meinungen. Beispielsweise von Ceci und seinen Kollegen. Ceci und Kollegen interpretierten ihre Ergebnisse als Hinweise dafür, dass (Wenke/Frensch/Funke 2005:173):
- intelligence always manifests itself as an interaction between underlaying intellectual abilities and experiences in particular domains, and is therefore context/content dependent,
- multiple intelligences exists, and
- IQ test measure only a specific type of intelligence, namely one developed in academic settings
Das Konstrukt “Multiple Intelligenz” entspricht eher den von Ceci und seinen Kollegen ermittelten Ergebnissen. Es ist daher aus meiner Sicht fraglich, ob die Messung der Intelligenzstruktur (wie oben beschrieben) Aussagen über die beruflichen Präferenzen gegen. Betrachten wir die heutigen beruflichen Anforderungen, so liegt ein Schwerpunkt auf den sogenannten weichen Faktoren, die in speziellen Domänen aktiviert werden müssen, um wirtschaflich erfolgreich zu sein. In meinem Promotionsvorhaben gehe ich auf diese Zusammenhänge noch ausführlicher ein. Siehe auch Über den Unsinn von Intelligenztests.