In dem Artikel Krüger-Charlé, Markus (2007): Zeitdiagnose Wissensgesellschaft: Überlegungen zur Rekonstruktion eines öffentlichen Diskurses. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2007 geht der Autor zunächst auf die interessanten historischen Wurzel des Konstruks “Wissensgesellschaft” ein. Anschließend wird dargelegt, welche Anforderungen sich daraus ableiten lassen. Unter der Überschrift Subjektivierung des Sozialen wird folgendes angemerkt (Seite 3): “Das individualisierungstheoretische und das sozialisationstheoretische Subjektverständnis erweisen sich, wie man rückblickend konstatieren kann, nicht nur als anschlussfähig, sondern in vielem sogar als richtungsweisend für den Diskurs über einen wissensgesellschaftlichen Wandel, der sich in den 1990er Jahre von seinen Gründervätern zu emanzipieren begann.”
Video-Interview: Prof. Dr. Frank T. Piller über Mass Customization und Open Innovation
In dem Video Was nicht passt, wird passend gemacht (Auf der Website foerderland.de) erläutert Frank Piller die hybride Wettbewerbsstrategie Mass Customization und nennt entsprechende Beispiele. Anschließend geht Frank noch einen Schritt weiter und beschreibt, worin sich Mass Customization und Open Innovation unterscheiden. Dabei kommt dem Kunden bei Open Innovation eine ganz besondere Rolle zu. Wenn Sie mehr zu Mass Customization und Open Innovation wissen wollen, so empfehle ich das online verfügbare Buch Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung.
Was hat Prokrustes mit Mass Customization zu tun?
Über den Wegelagerer Prokrustes schreibt Diodor im 1. Jh. v. Chr. (Quelle: Wikipedia): “Prokrustes bot Reisenden ein Bett an. War der Wanderer groß, gab er ihm ein kleines Bett und hackte ihm die Füße ab, damit er hineinpasste. War er eher klein, gab er ihm ein großes Bett, zog ihn in die Länge und reckte ihm die Glieder auseinander, indem er sie auf einem Amboss streckte. Der Name Prokrustes bedeutet im Griechischen der Strecker.” Der Wanderer wurde dem Bett brutal angepasst – und nicht umgekehrt. Besser wäre es doch sicherlich, wenn das Bett an die unterschiedichen Größen der Wanderer angepasst würde. Es ist heute möglich, individuelle Produkte und Dienstleistungen herzustellen zu einem Preis, der dem massenhaft produzierter Produkte/Dienstleistungen entspricht. Diese hybride Wettbewerbsstrategie heißt Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion).
Blecker/Friedrich (Eds.) (2007): Mass Customization Information Systems in Business
Das Buch Mass Customization Information Systems in Business enthält Beiträge die zeigen, wie wichtig moderne Informationstechnology für Mass Customization ist :”The idea behind mass customization would be impossible without computers and information systems which help to design and configure products and production processes from user requirements. Moreover, modern recommender systems support the user in selecting appropriate requirements and constraints which represent the customer’s wishes in order to maximize their satisfaction. Information and communication technology is the driver for mass customization. It reduces the customizing costs during the product modeling process and provides tools for supporting the required user interaction.” Siehe dazu auch Dietrich, A. (2008): Informationssysteme für Mass Customization. Ich halte allerdings eine zu starke Fokussierung auf technologische Ansätze für problematisch, da “technology-driven-solutions” nur einen Teil der gesamten Kundeninteraktion darstellen (Interaktionskompetenz des Unternehmens).
SEKT: Semantically-Enabled Knowledge Technologies
SEKT (Semantically-Enabled Knowledge Technologies) ist ein von der EU gefördertes Projekt: “The EU IST integrated project Semantic Knowledge Technologies (SEKT) developed and exploited semantic knowledge technologies. Core to the SEKT project has been the creation of synergies by combining the three core research areas ontology management, machine learning and natural language processing.” Flyer und Broschüre geben weitere Hinweise. Der SEKT concept demonstrator (swf) zeigt Ihnen anhand eines kleinen Beispiels, welche Möglichkeiten sich mit Semantic Web Technologies erschließen.
Hüttenegger, G. (2006): Open Source Knowledge Management
In dem deutschsprachigen Buch Open Source Knowledge Management stellt der Autor die vielfältigen Möglichkeiten dar, Open Source Anwendungen für das Wissensmanagement (Knowledge Management) zu nutzen. Das Buch ist informativ und erläutert die nicht ganz einfachen Zusammenhänge so, dass man einen guten Überblick gewinnt. Die in dem Buch angegebenen Links sind auf einer speziellen Links-Seite von Georg Hüttenegger zu finden. Probieren Sie doch einfach einmal einige Links aus.
Mass Customization in the personal care industry
Die Marktstudie Dermalogica case study: responding to mass customization in the personal care industry wurde im Oktober 2007 von Datamonitor herausgegeben. Die Studie ist in englischer Sprache und nicht gerade günstig: 295 $. Dennoch zeigt es den Trend zu Mass Customiaztion auch im Pflegesektor. Wäre das nicht toll: Persönliche Pflegeartikel zu günstigen Preisen? Mass Customization macht es möglich.
Mass Customization and Personalization: Was versteht man darunter?
Die Top 10 Geschäftsideen zu Mass Customization and Personalization hatte ich ein wenig kritisiert (Blogbeitrag) und angemerkt, dass die Begriffe/Konzepte nicht deutlich unterschieden wurden. Dankenswerterweise hat Burkhard Schneider vom Best Practice Business Blog diesen Hinweis aufgenommen und gleichzeitig gefragt, wo man die Definitionen findet. Ich hatte auf den Blog von Frank Piller verwiesen, der allerdings nur englischsprachige Definitionen anbietet. Frank Piller hat die Diskussion mitbekommen und noch die deutschsprachige Version der Definitionen eingestellt – Herzlichen Dank. Wenn Frank z.B. vorsichtig formuliert “Personalisierung bezeichnet für mich …”, so deutet es darauf hin, dass diese Beschreibungen Konstrukte sind, die sich durchaus in den letzten 15 Jahren weiterentwickelt haben. Beispielsweise hat Frank selbst in seinen ersten Büchern von den drei Ebenen gesprochen – heute sind es vier Ebenen, die Mass Customization ausmachen: Differenzierungsebene, Kostenebene, Beziehungsebene und Potenzialebene (Solution Space). Nun zu Frank´s Beschreibungen:
MASS CUSTOMIZATION heißt, aus Kundensicht individuelle Produkte mit der gleichen Effizienz einer vergleichbaren Massenproduktion bereitzustellen. Jeder einzelne Kunde in einem relativ großen Marktsegment soll ein Produkt oder eine Leistung erhalten, die seinen spezifischen Bedürfnissen oder Wünschen entspricht, und dies zu einem Preis, den er auch zu zahlen bereit ist. Letzteres ist wichtig, denn sonst sind wir bei der herkömmlichen teueren Einzelfertigung, also z.B. beim Maß-Schuhmacher, der individuelle Schuhe für 1500 Euro und mehr herstellt. Mass Customization dagegen will diese Schuhe für 150 bis 200 Euro bereitstellen, also etwa zum Preis eines Massenproduktes.
Damit ein individuelles Produkt aber möglich ist, muss jeder einzelne Kunde mit dem Hersteller interagieren, um seine individuellen Wünsche zu übermitteln und das Produkt zu konkretisieren. Dies geschieht heute oft auf Interaktionsplattformen im Internet.
PERSONALISIERUNG bezeichnet für mich die Individualisierung der Kommunikation mit den Kunden. Verschiedene Abnehmer werden entsprechend ihrer Profile klassifiziert und differenziert behandelt. Die dabei benötigte Information kann entweder explizit durch Befragung oder implizit durch Auswertung vorhandener Daten erfolgen. MyVirtualModel bietet beispielsweise in vielen Online-Shops den Nutzern die Möglichkeit, an einem ihrer Figur nachempfundenen virtuellen Model Kleidung anprobieren zu können. Auch werden entsprechende Stilvorschläge aufgrund des so erzeugten Profils generiert. In beiden Fällen dient die Personalisierung aber zum Verkauf von Standardkleidung (Konfektion).
zzzPhone: Handys nach Maß – mass customized Handys?
In dem Artikel US-Startup bastelt Handys nach dem Dell-Prinzip (SPIEGELONLINE, 19.02.2008) geht es um das amerikanische Unternehmen zzzPhone, das Handys nach Maß anbietet. Die Autoren gehen leider mit keinem Wort auf Mass Customization ein, obwohl das Unternehmen zzzPhone auf seiner Website sogar darauf direkt hinweist: “Just as Dell Computers revolutionized the computer industry with factory-direct, mass-customized PCs in the 1990s, a new service by zzzPhone.com delivers individually built customized cell phones through its website – http://www.zzzphone.com/ .”
Lead User und Open Innovation
In dem Beitrag Offen für Neues (Technology Review November 2007, S. 72-75) gingen die beiden Autoren Stefan Krempl und Gregor Honsel unter anderem auf Lead User und Open Innovation ein. “Lead User schwimmen weit vor dem Trend und legen gern selbst Hand an Produkte, um sie für ihrem Bedarf zu optimieren. (…) Von Hippel stellte klar, dass Lead User nicht mit Early Adoptern zu verwechseln und auch nicht in der eigenen Zielgruppe zu finden seien, sondern in Bereichen, die ähnliche Probleme zu lösen hätten.” Im Zusammenhang mit Toolkits wird weiterhin auf Mass Customization und auf die Öffnung des klassischen Innovationsprozesses (Open Innovation mit dem Beispielklassiker ´Spreadshirt´) hingeweisen. Dabei findet man auch das folgende Statement: “Der Flirt mit dem Nutzer ist nicht ungefährlich: Im Extremfall könnten Unternehmen ganz verschwinden.” Leider geht der Artikel nicht genauer auf die vielfältigen Zusammenhänge (Unterschiede/Gemeinsamkeiten) zwischen Lead User, Mass Customization und Open Innovation ein. Auch der Literaturhinweis auf das Buch von Chesbrough (2003): Open Innovation ist etwas dürftig. Wenn Sie mehr über Open Innovation erfahren wollen, so schauen Sie sich doch einmal das online verfügbare Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung oder von Hippel (2005): Democratizing Innovation (mit Video) an.