Uns erscheint es normal, wenn immer wieder zwischen körperlichen und geistigen Aktivitäten unterschieden wird. Ja es wird sogar toleriert, wenn bei der Betrachtung körperlicher Aktivitäten (Wirkung) auf geistige Aktivitäten (Ursache) geschlossen wird. Nun gibt es allerdings auch Autoren, die das nicht so ohne weiteres hinnehmen.
Bei Ryle (1978:34-35) liest man beispielsweise folgendes: “Der entscheidende Einwand gegen die intellektualistische Legende ist also dieser. Das Erwägen von Sätzen ist selbst eine Tätigkeit, die mehr oder weniger intelligent, mehr oder weniger dumm ausgeführt werden kann. Aber wenn zur intelligenten Ausführung einer Tätigkeit eine vorhergehende theoretische Tätigkeit nötig ist, und zwar eine, die intelligent ausgeführt werden muss, dann wäre es logisch unmöglich, dass irgend jemand in diesen Zirkel eindringen könnte. Ganz allgemein gesprochen, macht die intellektualistische Legende die absurde Annahme, jede Verrichtung, welcher Art auch immer sie sei, erwerbe ihren gesamten Anspruch auf Intelligenz von einer vorausgehenden inneren Planung dieser Verrichtung.” Siehe dazu weitaus differenzierter Neuweg, G. H. (2004): Könnerschaft und implizites Wissen.
Gerade in komplexen Systemen ist es of nicht klar, ob eine Wirkung auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen ist. Viele hätten das gerne, um eindeutige Aussagen zu erhalten. Manche Politiker, Unternehmer, Berater, Medienvertreter usw. gaukeln den Menschen das auch oft vor, doch es stimmt in komplexen Systemen/Zusammenhängen eben oft nicht. Lösen wir uns endlich vom industriellen Mindset mit seiner “scheinbaren” Berechenbarkeit, und “scheinbaren” Eindeutigkeit und wenden wir uns wieder einer komplexen, allerdings eher realen und wunderschönen Wirklichkeit zu.
Copyright © 2008. All Rights Reserved.
Der Behaviourismus geht von ja von der Annahme aus, dass “körperliche Handlungen” auch zu einer Veränderung der geistigen Innenwelt führen können. Viele Rituale (nicht nur christliche) funktionieren ähnlich. Einen circulus virtuosus (“Teufelskreis”) oder “zwischenmenschliche Kreisläufe” (Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden 2) lassen sich eben nicht so einfach verändern …
Die Überschätzung des Intellektes und der rationalen Fähigkeiten ist wohl ein Evergreen der Geistesgeschichte. Die Kritik am Rationalismus / Idealismus darf allerdings nicht zu einer Degradierung der Individualität führen, sowenig wie Behaviourismus einfach nur Dressur sein darf …